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Endokarditis Prophylaxe
Im Jahr 2009 wurden aktualisierte Leitlinien der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) zur Prävention, Diagnose und Behandlung der infektiösen Endokarditis (IE) veröffentlicht, die den Einsatz einer Antibiotikaprophylaxe nur noch bei Hochrisikopatienten empfehlen. Eine prophylaktische antibiotische Therapie sollte demnach nur noch bei Patienten mit höchstem Risiko für eine infektiöse Endokarditis erwogen werden, bei denen ein Hochrisikoeingriff geplant ist.
Zu diesen Patienten zählen:
- Patienten mit Herzklappenprothesen, einschließlich Transkatheter-Klappen (TAVI), oder rekonstruierten Klappen unter Verwendung von prothetischem Material (Klappenringe)
- Patienten mit überstandener Endokarditis
- Patienten mit folgenden angeborenen Herzfehlern:
- Zyanotische Vitien
- Bis zu 6 Monate nach operativer oder interventioneller Korrektur unter Verwendung von prothetischem Material, oder lebenslang bei residuellen Shunt oder Klappeninsuffizienz
Bei den oben genannten Patienten sollte eine Endokarditis Prophylaxe nur dann veranlasst werden, falls ein zahnärztlicher Höchstrisikoeingriff durchgeführt wird. Zu diesen zählen Eingriffe bei denen es zur Manipulation im Bereich der Gingiva oder der periapikalen Zahnregion oder einer Perforation der Mukosa kommt. Bei allen anderen Eingriffen wie beispielsweise der Bronchoskopie, Magen-/Darmspiegelung, Blasenspiegelung oder der transösophagealen Echokardiographie wird keine Antibiotikaprophylaxe benötigt.
Für die genannten Patienten wird im Falle eines zahnärztlichen Hochrisikoeingriffes folgende Antibiotikaprophylaxe als Einzeldosis 30-60 Minuten vor dem Eingriff empfohlen:
Antibiotikum | Erwachsene | Kinder |
Amoxicillin oder Ampicillin | 2g oral oder i.v. | 50mg/kg oral oder i.v. |
Bei Penicillinallergie: Clindamycin | 600mg oral oder i.v. | 20mg/kg oral oder i.v. |
Idealerweise sollten sowohl bei Patienten mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung einer Endokarditis als auch in der Allgemeinbevölkerung folgende Maßnahmen eingehalten werden, die zur Prävention einer Endokarditis führen:
- Strikte Mund- und Hauthygiene
- Zahnärztliche Kontrollen bei Hochrisikopatienten 2x jährlich, ansonsten 1x jährlich
- Wunddesinfektion
- Beseitigung/Vermeidung bakterielle Besiedlung (Haut, Urin)
- Kurative antibiotische Behandlung von bakteriellem Infektfokus
- Keine Selbstmedikation mit Antibiotika
- Strenge Beachtung der Sterilitätsmaßnahmen bei jedem Risikoeingriff
- Abraten von Piercing und Tätowieren
- Restriktive Nutzung von Infusionskathetern und invasiven Eingriffen
- Periphere gegenüber zentralen Venenkathetern bevorzugen
- Periphere Katheter alle 3-4 Tage erneuern
Die Empfehlungen zur Endokarditis Prophylaxe sind vereinfacht aus den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie übernommen und lassen sich hier ausführlich nachlesen. Dieser Kurzfassung liegen die „2015 ESC Guidelines for the management of infective endocarditis“ zugrunde (European Heart Journal, doi/10.1093/eurheartj/ehv319).